I Allgemeine Ziele der Ausbildung
Die Referendare werden mit der besonderen Stellung der Weltsprache Englisch im Erziehungs- und Bildungsauftrag der Beruflichen Schulen vertraut gemacht, insbesondere mit den Schwerpunkten in der Vermittlung der Zielsprache je nach Schultyp (z.B. Kaufmännische Schule) und -art (z.B. Zweijährige Berufsfachschule Wirtschaft).
Ebenso machen die Referendare sich vertraut mit fachbezogenen Handreichungen, Prüfungsanforderungen und ähnlichem, die ihnen als Orientierungsgrundlagen für die Vermittlung der Fertigkeiten in der Zielsprache dienen können.
Die Berufsrelevanz des Faches Englisch ist besonders zu beachten. Auch dem Wandel der Rolle der Zielsprache hinsichtlich ihrer kommunikativen und fachsprachlichen Relevanz sollte Rechnung getragen werden. Hierbei wird zu alten und neuen Ansätzen und Entwicklungen der Fachdidaktik ein Bezug hergestellt.
Speziell ist den Referendaren Kompetenz in folgenden Bereichen zu vermitteln:
· allgemeine Didaktik und Methodik des Faches Englisch;
· Inhalte des Faches Englisch und deren Umsetzung im Unterricht an den unterschiedlichen beruflichen Schultypen und -arten;
· Sicherung von Unterrichtsergebnissen, Lernerfolgskontrolle und Leistungsbeurteilung bei der Vermittlung der Zielsprache;
· besonderes Verhalten und spezifische Rolle des Lehrers und der Lehrerin im Englischunterricht;
· pädagogische Aufgaben der Englischlehrerin und des Englischlehrers.
Im Rahmen der jeweiligen Fachseminarsitzungen werden die Inhalte dieses Ausbildungsplanes überwiegend nicht chronologisch, sondern eher integrativ in konzentrischen Kreisen – möglichst abgestimmt auf die Themen und Problemstellungen von konkretem Unterricht sowie orientiert an den besonderen Voraussetzungen und Bedürfnissen der Teilnehmer – vermittelt. Dies schließt ein, dass innerhalb des jeweiligen fachdidaktischen Seminarkurses im Konsens mit den Teilnehmern festgelegt wird, welche Inhalte obligatorisch bzw. fakultativ sind. Die zukünftigen Englischlehrerinnen und Englischlehrer sollen sich der Modellhaftigkeit ihrer Person und ihres unterrichtlichen Handelns im Unterricht bewusst sein, gegenüber neuen Methoden und Medien eine aufgeschlossene Haltung aufbauen und die Fähigkeit entwickeln, deren Vor- und Nachteile kritisch abzuwägen.
II Allgemeine Didaktik und Methodik des Faches Englisch
Die Referendare erwerben die Fähigkeit, Englischunterricht zu planen und sachgerecht vorzubereiten.
Sie erhalten praktische Hinweise zur Durchführung des Unterrichts und können ihn nach transparent gemachten und nachvollziehbaren methodischdidaktischen Kriterien beurteilen.
1. Planungselemente
Stoffsammlung (Informationsbeschaffung und Informationsquellen: Sachbücher, moderne Medien wie Internet, geeignete Software u.ä.).
Fachwissenschaftliche Analyse des Unterrichtsstoffes.
Didaktische Analyse des Unterrichtsstoffes auf der Grundlage des Lehrplans.
Stoffauswahl nach geeigneten Prinzipien, z.B. didaktische Reduktion, Authentizität, Aktualität, Schülergemäßheit, methodische Relevanz des Stoffes.
Analyse und Formulierung der Lernziele.
Strukturierung des Stoffes und dessen Dokumentation (Stoffverteilungspläne):
· langfristig (Jahresplan oder Halbjahresplan);
· mittelfristig (Monats- oder Wochenplan);
· Unterrichtseinheit (Entwurf mehrerer Einzelstunden zum gleichen Thema bzw. Themenkomplex);
· Einzel- oder Doppelstunde (Unterrichtsentwurf);
· Sonderformen des Unterrichts: fächerverbindender Unterricht (z.B. mit Geschichte und Gemeinschaftskunde), Projektunterricht u.ä. (Arbeits- und Terminplan).
2. Unterrichtsprinzipien
· Situations- und Schülergemäßheit (Realitätsbezug; Erfahrungshorizont und Interessenbereiche der Schüler und Schülerinnen);
· Förderung von Schlüsselqualifikationen;
· Förderung der Kommunikationsfähigkeit (vier Fertigkeiten [skills] - Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben);
· Kommunikationstraining;
· Steigerung des Lernniveaus auf unterschiedlichen Lernzielstufen;
· Schülerorientierung und -aktivierung durch handlungsorientierte Themenbearbeitung (HOT);
· themenbezogene Variation geschlossener und offener Unterrichtsformen;
· Motivationsförderung, unter anderem durch Nutzung neuer Medien;
· Schaffung affektiver Bezüge zum Fach;
· Sensibilisierung für interkulturelles Lernen (cross-cultural awareness);
· Förderung einer vorurteilsfreien Haltung gegenüber der Kultur des Zielsprachenlandes;
· Authentizität;
· Deskriptivität (aktueller und moderner Sprachstand);
· Textsortenvielfalt;
· Varianten des Englischen;
· Einsprachigkeit (gezielter Einsatz der Basissprache in didaktisch begründeten Fällen);
· angemessene Fehlertoleranz;
· binnendifferenzierende Maßnahmen in heterogenen Lerngruppen.
3. Unterrichtsformen
· lehrdominante (lehrerzentrierte);
· lerndominante (schülerzentrierte);
· Sozialformen (Gruppierungsformen): Arbeit im Klassenverband, Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, team teaching, teleteaching;
· Abbildung der Realität: Simulationsformen (Rollenspiel, Fallstudie, Planspiel, Globalsimulation), Realformen (Erkundung, Projekt, Juniorfirma);
· Aktionsformen: Vortrag, Demonstration, Verbalimpulse (z.B. Fragen, Behauptungen), mediale Impulse (z.B. Folie, Bild, Tonträger);
· Sprachlernspiele;
· Neue Unterrichtsformen und -techniken: Lernen an Stationen (Lernzirkel), Gruppenpuzzle, selbstorganisiertes Lernen (SOL), Freiarbeit, Mindmapping, Metaplan.
4. Medien
Herkömmliche Medien (z.B. Tafelbild, OHP, Folien und Arbeitsblätter, audiovisuelle Medien).
Neue Medien und Technologien (z.B. PC und Internet) zum Zwecke von:
· Recherche
· Auswahl von Information
· Präsentation
· Kommunikation
Analyse und Bewertung von Lehr- und Lernmaterialien auch mit dem Ziel der Beratung der Schülerinnen und Schüler (Lehrwerke; CBT-Programme u.ä.).
5. Lern- und Arbeitstechniken
· Anfertigung von Stichwortnotizen, Exzerpten und Zusammenfassungen;
· Foliengestaltung;
· sachgerechte Benutzung von herkömmlichen und elektronischen Nachschlagewerken (Grammatiken, ein- und zweisprachige Wörterbücher, Enzyklopädien u.ä.);
Texterschließungsstrategien:
· Scanning (nach einem bestimmten Aspekt, z.B. Wort, Wortfeld) und Skimming (nach verschiedenen inhaltlichen Aussagen zur Überprüfung des Grobverständnisses)
· Anlegen einer Vokabeldatei;
· Mindmapping;
· Aufstellen eines Arbeitsplanes;
· Memotechniken;
· Präsentationstechniken.
III Inhalte des Faches Englisch und deren Umsetzung im Unterricht an den unterschiedlichen beruflichen Schultypen und –arten
· Wortschatzarbeit;
· Grammatikvermittlung;
· Schulung des Hörverstehens;
· Schulung der Sprechfertigkeit;
· Textarbeit/Leseverstehen;
· schriftliche Textproduktion;
· Übersetzung aus der Zielsprache;
· Landeskunde und interkulturelles Wissen;
· Literatur;
· Übungstypologien;
· berufsbezogene Kommunikation;
· profilbezogene (schultyp- und schulartbezogene) Inhalte, z.B. commercial English, technical English):
· lernfeldbezogene Inhalte:
· Möglichkeiten des Sach-Fach-Unterrichts in der Fremdsprache (bilingualer Unterricht);
· Betreuung von Projekten und individuellen Schülerarbeiten (z.B. Referate, Facharbeiten).
IV Sicherung von Unterrichtsergebnissen, Lernerfolgskontrolle und Leistungsbeurteilung
· Hausaufgaben und ihre Kontrolle;
· Erstellung von schriftlichen Arbeiten unter Berücksichtigung der Testformen (Klassenarbeiten, Prüfungsaufgaben u.a.) und Aufgabentypologien (derivatives, questions on the text, comment u.ä.) mit entsprechender Gewichtung der test items;
· Beurteilung und Bewertung von mündlichen und schriftlichen Leistungen und ihre Gewichtung bei der Notengebung;
· Beurteilung und Bewertung von Schülerleistungen in offenen Unterichtsformen (Gruppen- und Projektarbeit; Präsentation, Referat u.a.) und ihre Gewichtung bei der Notengebung;
· Self-evaluation;
· Fehlerklassifizierung und -gewichtung:
· Korrekturrichtlinien, Korrekturverfahren, Besprechung von Korrekturen;
· Korrektur von Schülerfehlern (mündlich und schriftlich);
· Fehlerprophylaxe und -therapie;
· Notentransparenz, Erlasse, (Prüfungs-)Verordnungen.
V Lehrerverhalten und -rolle im Unterricht
· fachwissenschaftliche Kompetenz;
· die Englischlehrerin und der Englischlehrer als Fremdsprachenmodell (Zielsprachenkompetenz);
· kommunikative Flexibilität;
· Beherrschung der englischen Unterrichtssprache (classroom English);
· nonverbales Verhalten (Körpersprache wie Mimik, Gestik usw.);
· Gestaltung der Lernatmosphäre durch wertschätzendes und reversibles Lehrerverhalten;
· erzieherisches Wirken (z.B. Verhinderung der Bloßstellung oder Verspottung leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler durch Mitschülerinnen und Mitschüler, Verständnis für individuelle Schwierigkeiten, Einzelhilfe und -beratung).
VI Pädagogische Aufgaben der Englischlehrerinnen und Englischlehrer
· Beratung von Schülerinnen und Schülern und Eltern (z.B. bei Sprachenwahl und Lernschwierigkeiten);
· Durchführung und Betreuung von außerunterrichtlichen Angeboten (z.B. Theaterbesuche, außerschulische Sprachlernmöglichkeiten, Sprachenwettbewerbe, Studienfahrten, Schulpartnerschaften, Schüleraustausch, E-Mail-Projekte, Arbeitsgemeinschaften);
· Förderung von leistungsstarken und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern;
· Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fächer im Sinne des fächerverbindenden Unterrichts:
· Zusammenarbeit mit Fachkolleginnen und Fachkollegen bei Fachkonferenzen (z.B. zum Aufbau einer fremdsprachlichen Schülerbücherei, einer Mediathek).